Olympische Spiele der Neuzeit

 

Berlin 1936

Nach Paris 1900, St. Louis 1904, Athen 1906 und London 1908 war schon im Jahre 1912 Berlin als Austragungsort der V. Olympischen Spiele vorgesehen. Als aber das Deutsche Stadion in Berlin nicht rechtzeitig fertig war, richtete die schwedische Hauptstadt Stockholm das Fest für die Jugend der Welt aus. Und als vier Jahre später im Jahre 1916 Berlin wirklich an der Reihe gewesen wäre, war der 1. Weltkrieg in vollem Gange.

20 Jahre vergingen, in denen das Weltfest des Sports nacheinander in Antwerpen, Paris, Amsterdam und Los Angeles stattfand, wobei deutsche Athleten nach dem ersten Weltkrieg erstmals wieder 1928 in Amsterdam zugelassen wurden.

Endlich, 1936, konnte Deutschland in der Reichshauptstadt Berlin Olympische Spiele veranstalten, wenngleich die Welt schon damals die Entwicklung des Nationalsozialismus aufmerksam und (zu Recht) mit wachsendem Misstrauen beobachtete. Schliesslich aber war Deutschland bereits 1931 zu Zeiten der Weimarer Republik mit der Austragung der Spiele beauftragt worden.

Für den Führer Adolf Hitler und das Dritte Reich waren die Spiele willkommene Gelegenheit, ihre Macht und Stärke nach innen und außen zu demonstrieren. Hitler hütete sich aber, auch nur im geringsten mit den Regeln des Internationalen Olympischen Komitees in Konflikt zu geraten.

Keine Mühe und kein Aufwand war zu groß. Für 120 Millionen Mark - eine für damalige Verhältnisse ungeheure Summe - entstanden auf dem Reichssportfeld vier Stadien, ein Schwimmstadion, zahlreiche Sportplätze und ein Theater, die Berliner Waldbühne. Die Pläne stammten von Werner March, dem Sohn des Architekten des Grunewaldstadions. Allerdings sollte das "republikanische" Olympiastadion zunächst nur 72.000 Menschen Platz bieten. Hitler ordnete den Ausbau auf fast 100.000 Zuschauerplätze an.

Die 4066 Athleten (328 Damen) aus 49 Ländern der Erde wohnten in hübschen und freundlichen Häusern im Olympischen Dorf in Döberitz, das in dieser Form wohl einmalig war. Die Idee dazu war zum ersten Mal vier Jahre vorher in Los Angeles verwirklicht worden, um die völkerverbindende Wirkung des Sports zu vertiefen, indem alle Athleten 16 Tage lang zusammen lebten.

8000 Läufer aus aller Welt hatten das olympische Feuer als Symbol der Reinheit aus dem heiligen Hain von Olympia in Griechenland in 11 Nächten und 12 Tagen nach Berlin getragen, wo es am 1. August 1936 unter dem Jubel von 100.000 Menschen im Berliner Olympiastadion entzündet wurde. Schlussläufer war der deutsche Leichtathlet Fritz Schilgen. Baron Pierre de Coubertin war selbst nicht anwesend. Seine kurze Ansprache, auf einer Schallplatte aufgenommen, wurde durch Lautsprecher ins Stadion übertragen. Der erste Marathonsieger der Olympischen Spiele der Neuzeit in Athen 1896, Spiridon Louis, ein Bauer aus Griechenland, überreichte dem Führer während der Eröffnungsfeier einen Ölzweig.

Den olympischen Eid leistete stellvertretend für alle Sportler der Münchner Rudolf Ismayr, Olympiasieger 1932 im Gewichtheben der Mittelgewichtsklasse: " Wir schwören, bei den Olympischen Spielen ehrenhafte Kämpfer zu sein und die Regeln der Spiele zu achten. Wir nehmen teil im ritterlichen Geist zu Ehren unserer Länder und zum Ruhme des Sports." Die bis dahin schönsten und größten Olympischen Spiele waren eröffnet.

Als Star der Olympischen Spiele ging der farbige US-Amerikaner Jesse Owens in die Geschichte ein, der in den Leichtathletik-Wettbewerben fast nach Belieben dominierte. Er gewann vier Goldmedaillen in den Disziplinen 100m, 200m, Weitsprung und 4x100m. Der Führer ertrug es anscheinend nicht, dass ein farbiger Amerikaner solche Leistungen brachte, denn anders lässt es sich nicht erklären, dass er bei den Siegerehrungen das Stadion verließ.

Die Leistungen der deutschen Olympiamannschaft waren herausragend, die Nationenwertung wurde mit 33 Goldmedaillen, 26 Silbermedaillen und 30 Bronzemedaillen klar gewonnen (Kunstwettbewerbe nicht mit eingerechnet). Als fleißigster Medaillensammler Deutschlands entpuppte sich der Kunstturner Alfred Schwarzmann, der 3xGold, 1xSilber und 2xBronze gewann.

Insgesamt wurden 129 Wettbewerbe in 21 Sportarten und 14 Kunstwettbewerbe ausgetragen.

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