Olympische Spiele der Neuzeit |
London 1948
Bei der Schlussfeier der Olympischen Spiele 1936 in Berlin sprach Baron Pierre de Coubertin u.a. folgende Worte: " Möge die olympische Flamme leuchten durch alle Geschlechter zum Wohle einer immer höher strebenden, mutigeren, reineren Menschhbeit." Dieser Ausspruch erscheint angesichts des 2. Weltkrieges und seiner Opfer in der Rückschau als blanker Hohn. Ebenso der Aufruf zu den Olympischen Spielen des Jahres 1940: "Ich rufe die Jugend der Welt nach Tokio.". Dass die Japaner den Auftrag später zurück gaben und die Ausrichtung der Olympischen Spiele 1940 dann Helsinki übertragen wurde, spielt in der Geschichte eine geringfügige Rolle, denn weder Tokio noch die finnische Hauptstadt waren in der Lage, das Fest für die Jugend der Welt auszurichten. Jeder Gedanke daran erstickte in diesen Jahren im Kanonendonner und unter den Bombenteppichen des Zweiten Weltkriegs. An internationale sportliche Veranstaltungen dachte keiner, schon gar nicht an Olympische Spiele.
So kamen denn auch die Olymischen Spiele in London, die eigentlich schon 1944 ausgetragen werden sollten, erst vier Jahre später 1948 zu Stande. König Georg VI. eröffnete am 30.Juli 1948 dieses Ereignis im weltberühmten Londoner Wembleystadion. Unter den 4099 Athleten aus 59 Ländern fehlten die Aggressorstaaten des 2. Weltkrieges Deutschland und Japan. Auch die mit Spannung erwartete Mannschaft aus Russland reiste nicht an.
Die neue Ära der Olympischen Spiele musste notgedrungen durch die Folgen des Krieges wesentlich bescheidener beginnen als die alte in Berlin endete. Es gab kein olympisches Dorf, stattdessen waren die Teilnehmer der Wettkämpfe in 21 Camps in und um London verteilt. Auch die Lebensmittelversorgung war ein Problem. Teilweise brachten vom Krieg weitgehend verschonte Nationen wie die Schweiz und Australien Lebensmittel im Gepäck mit, um auch andere Nationen mitzuversorgen.
Für die Wettbewerbe selbst hatte man sechs Zentren ausgewählt, die teilweise vorhanden waren, teils neu geschaffen wurden. In London selbst wurden die Wettkämpfe der Leichtathleten, im Turnen, Schwimmen, Boxen, Ringen, Fechten, Hockey, Fussball, basketball, Gewichtheben und Radfahren ausgetragen. In Henley, dem Schauplatz der weltberühmten Regatta, ermittelten die Ruderer und Kanuten ihre Besten. Die Schützen kämpften in Bisley, die Reiter und Modernen Fünfkämpfer in Aldershot, und ie Sieger waren in Torquay.
Die "fliegende" Holländerin F a n n y B l an k e r s - K o e n gehörte sicherlich zu jenen Athleten, die am Ende - trotz vier Olympiasiege in London - durch den Krieg um viele Medaillen betrogen worden sind, denn nach dem Gewinn ihrer ersten Medaillen bei den Europameisterschaften im Jahre 1938 wäre sie sicherlich bei den nächsten Olympischen Spiele eine der Favoritinnen in den Sprintrennen gewesen. So musste sie noch einmal zehn Jahre warten, ehe sie als Höhepunkt ihrer zwölfjährigen Sportlaufbahn in London zu einer ähnlich beherrschenden Figur wurde wie 1936 der farbige Amerikaner Jesse Owens: Beide gewannen vier Goldmedaillen.
In London wurden 136 Wettbewerbe in 19 Sportarten und 14 Kunstwettbewerbe ausgetragen. Der olympische Eid wurde von dem englischen Leichtathleten Donald Finlay gesprochen, Schlussläufer des olympischen Fackellaufes war ebenfalls ein englischer Leichtathlet (John Mark).