Olympische Spiele der Neuzeit

 

Helsinki 1952

Die Finnen haben lange auf die Verwirklichung ihres Wunsches, in ihrem Lande olympische Spiele durchführen zu können, verzichten müssen. Ihre erste Chance hatten sie im Jahre 1940, als Japan sein Anerbieten, die Spiele in Tokio abhalten zu lassen, zurückgezogen hatte, aber der 2. Weltkrieg machte den Finnen einen Strich durch die Rechnung. Auch nach dem Kriege sah sich Finnland, geschwächt durch seine Kämpfe gegen Russland, nicht in der Lage, ein so weltumspannendes Sportfest abzuhalten. An seine Seite rückte Großbritannien, das 1948 die ersten Olympischen Spiele der Nachkriegszeit in London durchführte. Dort wurde dann beschlossen, die Spiele 1952 an Finnlands Hauptstadt Helsinki zu vergeben.

Das kleine Land im hohen Norden hatte damit einen Auftrag übernommen, der zwar sehr ehrenvoll sein mochte, jedoch auch eine gewaltige Anstrengung forderte. Aber das kleine finnisiche Volk hängte mit echter Leidenschaft an sportlichen Wettkämpfen. Es löste die Aufgabe vorbildlich; die Finnen waren sich, währenddessen sie die Spiele vorbereiteten, dessen bewusst, dass sie das Volk eines Hannes Kolehmainen, Paavo Nurmi, Höckert und Järvinen waren. Das Organisationskomitee mit seinem Vorsitzenden, dem Freiherr Erik von Frenckell, sah sich vor große Schwierigkeiten gestellt, denn es mussten nicht nur viele neue Sportstätten errichtet, sondern auch das Problem der Unterkunft für die vielen Besucher aus der ganzen Welt gelöst werden. Das Stadion in Helsinki, mit dessen Bau bereits vor dem 2. Weltkriege begonnen worden war, wurde erweitert und fertiggestellt. Der schlanke, weiße Olympiaturm fand als treuer Wächter des Stadions seinen Platz. Als der großartige Stadionbau zu Ende geführt war, wusste die Welt, dass sie um eine der architektonisch schönsten Sportstätten reicher war.

Zum ersten Mal nahm die Sowjetunion an olympischen Spielen teil und zum ersten Mal seit 1936 durfte auch eine deutsche Mannschaft wieder mitmischen. Leider war es nicht gelungen, eine deutsche Mannschaft aus West - und Ostzone nach Helsinki zu entsenden. Auch in dieser Frage hatte Freiherr Erik von Frenckell bis in die letzten Tage hinein zu vermitteln versucht, aber sein Ansinnen scheiterte letztendlich. Vertreter aus Ostdeutschland fehlten somit in Helsinki. An den Spielen nahmen insgesamt 4925 Athleten (davon 518 Damen) aus 69 Ländern teil. Die Medaillen wurden in 149 Wettbewerben bei 19 Sportarten vergeben. Kunstwettbewerbe wurden fortan nicht mehr abgehalten.

Gleich zwei olympische Dörfer - zum ersten Mal in der Geschichte der Olympischen Spiele - dienten den Teilnehmern als Unterkunft. Das eine der beiden Dörfer, Otaniemi, bewohnten nur die Olympia-Mannschaften aus den Ostblockstaaten. Die Finnen begründeten diese Trennung damit, es sei ihnen unmöglich gewesen, alle Mannschaften in einem Dorf unterzubringen. Die weiblichen Sportlerinnen waren in einem Häuserblock am Rande der Stadt untergebracht worden.

Die XV. Olympischen Spiele in Helsinki sind Spiele eines guten Willens gewesen. Wohl haben die Athleten in allen Sportarten mit höchstem Einsatz, mit großer Ausdauer und mit hohem Mut gestritten, denn im Streben und Kämpfen drückt sich ja das innere Gesetz der Spiele aus, das der Wahlspruch: "Citius, Altius, Fortius!" - "Schneller, höher, tapferer!" - beflügelt. Neben diesen Worten stand aber auch das Gesetz des Maßhaltens, der Bescheidenheit und Ritterlichkeit. Die Olympiakämpfer aus aller Welt haben beide Gesetze verfolgt.

Star der Leichtathletik-Wettbewerbe war der US-Amerikaner Harrison Dillard, der nach seinen Olympiasiegen 1948 im 100m und 4x100m-Lauf in Helsinki über 110m Hürden und 4x100m gewann.

Die olympische Spiele in Helsinki wurden offiziell eröffnet vom finnischen Staatspräsidenten Juho Paasikivi, der Sprecher des olympischen Eides war der mehrfache Turn-Olympiasieger Heikki Savolainen. Als letzte Fackelträger wurden die großen "Altstars" der Finnen Hannes Kolehmainen und Paavo Nurmi eingesetzt.

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