Olympische Spiele der Neuzeit |
Melbourne 1956
Mit den XVI. Olympischen Spielen in Melbourne betrat das Internationale Olympische Komitee Neuland. Zum ersten Mal wurden die Wettkämpfe in der südlichen Hemisphäre ausgetragen. Das bedingte wegen der in Australien von allen anderen Erdteilen so verschiedenen Witterungsbedingungen eine zeitliche Verlegung auf den 22. November bis zum 08. Dezember, eine Zeit also, in der es in Europa Winter ist.
Die Olympischen Spiele in Australien standen jedoch unter einem schlechten Stern, denn die Australier schienen mit der Durchführung der Olympischen Spiele regelrecht überfordert zu sein. Rom, das erst für 1960 als Ausrichter der Olympiade vorgesehen war, war mit den Vorbereitungen zeitweise weiter als Melbourne. Erst als das IOC den Druck auf den Veranstalter intensivierte, ging es voran und die Wettkampfstätten wurden doch noch rechtzeitig fertig. Zum ersten Mal wohnten in dem einfach eingerichteten Olympischen Dorf Männlein und Weiblein zusammen - getrennt nuch durch einen Maschendrahtzaun. Während das Olympiastadion von Melbourne als sehr häßlich bezeichnet wurde, war das Schwimmstadion der "Schwimmnation" Australien sehr schön und entsprach voll und ganz den Anforderungen.
Der Ungarn-Aufstand 1956 und die inneren Auseinandersetzungen in Ägypten führten dazu, dass einige Länder ihre Teilnahme absagten, darunter auch so erfolgreiche europäische Nationen wie Holland, Spanien und die Schweiz. Verständlich war diese Reaktion, obwohl die Meinung der Weltöffentlichkeit zwischen Zustimmung und Ablehnung schwankte.
Doch nicht nur auf diese Umstände, sondern sicherlich auch auf die langen Anreisewege bis nahezu 30.000 Kilometer war es zurückzuführen, dass die Zahl der teilnehmenden Athleten gegenüber Helsinki auf 3184 Athleten (darunter 371 Damen) aus 67 Ländern zurückging. Dazu kam noch die Aufsplitterung des olympischen Programms, denn die sogenannten Olympischen Reiterspiele, die rund 150 Athleten aus 29 Ländern vereinigte, fanden im gleichen Jahr in der schwedischen Hauptstadt Stockholm statt. Olympische Medaillen wurden in 147 Wettbewerben, verteilt auf 18 Sportarten, vergeben.
Da Australien ein Teil des britischen Commonwealth ist, eröffnete der Herzog von Edinburgh dieses für 102.000 Australier in den Cricket Grounds einmalige Ereignis. Mehr als für jedes andere Land vorher bedeutete dies für die australischen Sportler, dass sie endlich Anschluss gefunden hatten an die große weite Welt des Sports.
Den Olympischen Spielen in Melbourne drückte vor allem die heute in Israel lebende ungarische Kunstturnerin Agnes Keleti ihren Stempel auf, die gleich vier Goldmedaillen (Schwebebalken, Stufenbarren, Boden und Gruppengymnastik) und zwei Silbermedaillen (Mehrkampf-Einzel und Mannschaft) gewann. Legendär auch der Doppel-Olympiasieg´von Wladimir Kuz aus der UdSSR im 5000m und 10000m-Lauf.
Der Olympische Eid wurde vom australischen Leichtathleten John Landy gesprochen, letzter Fackelträger war Ronald Clarke (ebenfalls Leichtathlet aus Australien).