Olympische Spiele der Neuzeit |
Tokio 1964
Der ferne Osten mit seiner jahrtausendealten Kultur ist bekannt für seine Pracht. Wo sonst sollte er sie ganz entfalten, wenn nicht bei den Olympischen Spielen, die zum ersten Mal auf dem asiatischen Kontinent ausgetragen wurden.
Insbesondere Japan wollte mit diesem Ereignis aller Welt beweisen, dass es nach einem verlorenen Weltkrieg wieder aufgestiegen war zu einer nicht nur wirtschaftlich bedeutenden Macht, sondern zu einem Land, das den Anschluss an die westlichen Industrienationen gefunden hatte. Schon 1940 hätte Japan die Spiele ausrichten sollen, doch der Krieg hatte dies verhindert. Nach einer politischen und kulturellen Umwälzung, die bis an die Fundamente japanischen Lebens reichte, empfing Tokio die Sportjugend der Welt, um ihr und vor allem dem asiatischen Kontinent die Wandlung vom Kriegerstaat zur friedlichen Industrienation zu demonstrieren. Mit gewaltigen finanziellen Mitteln und mit fanatischem Fleiß waren diese Spiele vorbereitet worden. Das drückte sich schon in den Bauten aus, die für diese Olympischen Spiele errichtet wurden. Die schönste und größte Schwimmoper mit dem größten frei tragenden Dach, einem Becken zu ebener Erde und einem weiteren im Kellergeschoss, war zweifellos das Prunkstück der Bauten für die Spiele der XVIII. Olympiade. Sie allein bot 25.000 Zuschauern Platz. Das Metropolitan-Gymnasium, das den Turnern vorbehalten blieb, war kaum weniger eindrucksvoll. Eine Arena war schöner als die andere, gebaut aus Beton und Glas. Mittelpunkt war das alte Nationalstadion, das ausgebaut wurde und rund 75.000 Zuschauern Platz bot.
Bei der feierlichen Eröffnung der Spiele am 10.Oktober 1964, einem Mittwoch, zogen 5140 Athleten aus 93 Ländern, davon 683 Damen, an Kaiser Hirohito vorbei. Die zweifache Goldmedaillengewinnerin von Rom 1960 im Kunst- und Turmspringen Ingrid Krämer-Engel trägt die Fahne der letzten gesamtdeutschen Olympiamannschaft aus Sportlern der DDR und der Bundesrepublik. Unbewegt und mit den vom Protokoll vorgeschriebenen Worten eröffnet Kaiser Hirohito das bis dahin größte Treffen der Jugend der Welt. Ein am Tag des ersten Atombombenangriffs der Amerikaner auf Hiroshima geborener 19jähriger Japaner (Joshinori Sakai) trägt die Fackel ins Olympiastadion. Den Eid spricht stellvertretend für alle Athleten der vielfache Goldmedaillengewinner im Kunstturnen Takashi Ono.
Insgesamt wurden in Rom 163 Wettbewerbe, die sich auf 19 Sportarten verteilten, ausgetragen. Einer der Stars dieser Spiele war die russische Kunstturnerin Larissa Latynina, die ihren vier Goldmedaillen von Melbourne und ihren drei Goldmedaillen von Rom in Tokio zwei weitere (Mehrkampf-Mannschaft und Boden) hinzufügte. Außerdem gewann sie zweimal Silber (Mehrkampf-Einzel und Pferdsprung) und zweimal Bronze (Stufenbarren und Schwebebalken). Im Schwimmen zeichnete sich der US-Amerikaner Don Schollander mit vier Olympiasiegen (100m Freistil, 400m Freistil, 4x100m Freistil und 4x200m Freistil) aus.