Olympische Spiele der Neuzeit |
Los Angeles 1984
Los Angeles war der einzige Bewerber für die olympischen Spiele 1984 und erhielt folgerichtig auch den Zuschlag für die Ausrichtung der Spiele, zum zweiten Mal nach 1932. Los Angeles, die Millionenstadt in Kalifornien, blieb allen Olympiabesuchern in bester Erinnerung. Ob Sportler, Funktionäre, Ärzte oder die vielen Zuschauer aus allen Ländern: L.A. war für sie das Größte. Die XXIII. Olympischen Spiele waren, von einigen Pannen abgesehen, optimal ausgerichtet.
Vor den Spielen hieß es, die olympischen Wettbewerbe würden nicht den Wert haben, den sie bei einer Beteiligung der Ostblockänder gehabt hätten, denn selbstverständlich kam nach dem Olympiaboykott einiger westlicher Nationen in Moskau 1980 nun die Retourkutsche. Mit Ausnahme von Jugoslawien und Rumänien, die bei der Eröffnungsfeier stürmisch begrüßt wurden, fehlten die anderen Ostblockstaaten (u.a. die UdSSR, die DDR, Rumänien, Ungarn und CSSR). Den Medaillen fehlte zwar der Glanz, doch während der Spiele war davon nicht mehr die Rede. Die Worte des Bedauerns verstummten angesichts hervorragender Leistungen. Der Ostblock hatte sich wie vier Jahre zuvor die westlichen Länder selber ins Abseits gestellt. Die Kampfrichter aus diesen Staaten, die im Gegensatz zu den Sportlern nach Los Angeles anreisen durften, konnten den Daheimgebliebenen einiges erzählen. Es stellte sich heraus, dass Leidtragende solcher Boykottmaßnahmen ausschließlich die erstklassigen Sportler, die nach langer und harter Vorbereitung ihre Chancen nicht wahrnehmen durften, waren.
Es war schon eine Mammut-Veranstaltung ganz besonderer Art. Viele andere Olympische Spiele zuvor, ob in Tokio, Mexiko, München, Montreal oder Moskau, hatten ihre eigene Note, besaßen Schwung und Pep. Doch Los Angeles servierte die Perfektesten aller Spiele, gewürzt mit Spass und Show. Obendrein wurden es die Spiele der Rekorde.
Es begann schon mit der Zahl der teilnehmenden Nationen. 140 Länder (6797 Sportler, davon 1567 Damen), mehr als je zuvor, kamen. Libyen hatte wenige Tage vor dem Entztünden der olympischen Flamme noch abgesagt, weil die USA drei angebliche Pressevertreter nicht einreisen lassen wollte. Terroristische Aktivitäten waren vermutet worden.
Es waren die totalen kommerziellen Spiele. Alles wurde vermarktet, selbst der Fackellauf quer durch Amerika. Die amerikanische Fernsehgesellschaft ABC erwarb für 225 Millionen Dollar den Löwenanteil der Rechte. Die Spiele wurden zu einem großen finanziellen Erfolg. Die Überschüsse müssen nach dem Regeln des IOC dem Sport zufließen. Den Einwohnern von Los Angeles wurden nicht ein einziger Dollar abverlangt. Alles lief über die großen Konzerne, die über die Werbung ihre Ausgaben wieder hereinholten und sogar noch einen hohen Überschuss erwirtschafteten.
Die Olympischen Spiele in Los Angeles wurden vom US-Präsidenten Ronald Reagan am 28. Juli 1984 offiziell eröffnet. Edwin Moses - nahezu unschlagbarer Weltrekordler über 400m Hürden - sprach für die Athleten den olympischen Eid, für die Kampfrichter übernahm diese ehrenvolle Aufgabe Sharon Weber (Kunstturnen). Letzter Fackelläufer war der Zehnkampf-Olympiasieger Rafer Johnson, der die Fackel von der Enkelin des legendären Jesse Owens, Gina Hemphill, überreicht bekam.
Am Leichtathletik-Himmel ging in Los Angeles ein neuer Stern auf, die große Karriere von Carl Lewis begann. Wie Jesse Owens 1936 gelang es Carl Lewis olympische Goldmedaillen in den Disziplinen 100m, 200m, 4x100m und Weitsprung zu gewinnen. Jesse Owens war übrigens auch das große Vorbild von Carl Lewis. Eine große deutsche Athletin feierte in Los Angeles 12 Jahre nach ihrem Triumph von München ihr großes sportliches Comeback - Ulrike Meyfarth. Sie siegte im Hochsprung mit einer höhe von 2,02m, 10 Zentimeter höher als bei ihrem ersten Olympiasieg 1972 in München. Dr. Reiner Klimke nahm bereits 1960 im Dressurreiten bei den olympischen Spielen teil. Der Dauerbrenner war auch 1984 wieder dabei, aber nicht nach dem Motto "Dabeisein ist alles", sondern Dr. Reiner Klimke gewann sowohl den Einzeltitel als auch mit der Mannschaft in der Dressur. Sein Pferd Ahlerich ist fast so berühmt wie der Reiter selbst.