Olympische Spiele der Neuzeit (Winter)
Olympische Winterspiele - Innsbruck 1964
Die immer weiter steigenden Kosten für die Ausrichtung Olympischer Spiele veranlassten die Nationalen Olympischen Komitees der Länder, auch kleine oder mittlere Großstädte als Austragungsorte vorzuschlagen.
So kam 1964 Innsbruck zum Zuge. Das Problem in Innsbruck jedoch war zum einen die Schneesicherheit, zum anderen konnten verschiedene Wettbewerbe nicht direkt in Innsbruck durchgeführt, sondern mussten ausgelagert werden (Ski-Alpin - Axamer Lizum; Ski-Nordisch in Seefeld). Die Wettkämpfe in Innsbruck wurden von 950.000 Zuschauern live verfolgt - das war bis dahin die zweitgrößte Zahl in der Geschichte der Olympischen Winterspiele nach Oslo 1952. Den alpinen Skirennen wohnten über 50.000 Zuschauer bei - dies wiederum war Rekord und konnte auch von Oslo 1952 nicht erreicht werden.
Vor heimischem Publikum waren natürlich die österreichischen alpinen Skifahrer die Favoriten. Zumindest zum Teil konnten die Österreicher dem Druck und ihrer Favoritenstellung auch gerecht werden. So siegten bei der Abfahrt der Herren Egon Zimmermann aus Lech und Pepi Stiegler hielt sich im Slalom schadlos, nachdem er vor vier Jahren, den Olympiasieg vor Augen, wegen eines Frühstarts letztendlich nur den 2. Platz belegte. Bei den Damen gab es im Abfahrtslauf sogar einen dreifachen österreichischen Triumph: Christl Hass gewann Gold, Edith Zimmermann und Traudl Hecher Silber und Bronze. Bei den Slalom- und Riesenslalomrennen der Damen stellte man sich vor dem Start eigentlich nur die Frage, ob Marianne Jahn aus Österreich oder Marielle Goitschel aus Frankreich die Siegerinnen hießen. Hier jedoch konnte Marianne Jahn dem Druck nicht standhalten und blieb sogar ohne Medaille. Überraschend der Sieg von Christine Goitschel, die ihrer hochfavorisierten Schwester Marielle im Slalom ein Schnippchen schlug und gewann. Für Marielle Goitschel blieb Silber, dafür jedoch gewann sie im Riesenslalom die Goldmedaille vor ihrer Schwester Christine. Für das deutsche Skiteam blieb lediglich eine Bronzemedaille im Abfahrtslauf der Herren durch Wolfgang Bartels.
Die nordischen Wettbewerbe standen wieder einmal ganz im Zeichen der nordischen Länder. Alle Titel gingen bei den Herren an Finnland, Norwegen oder Schweden. Auch in der Nord. Kombination blieb für Georg Thoma dieses Mal nur der 3. Platz, nachdem er, nach dem Skispringen deutlich in Führung liegend, verwachst hatte. Bei den Damen-Wettbewerben fand eine Wachablösung statt: Alle Titel gingen an Russland, wobei Klawdija "Claudia" Bojarskitsch mit 3 Goldmedaillen überragende Athletin war.
Im Eiskunstlaufen ruhten die deutschen Hoffnungen in erster Linie auf dem deutschen Traumpaar Marika Kilius/Hans-Jürgen Bäumler. 11 Mal konnte man das russische Paar Beloussowa/Protopow besiegen, doch in Innsbruck riskierten die Russen alles und siegten. Vor allem für Marika Kilius brach eine Welt zusammen. Doch Deutschland musste im Eiskunstlaufen nicht ohne einen Olympiasieg nach Hause fahren, denn bei der Herren-Konkurrenz setzte sich in einem packenden Zweikampf Manfred Schnelldorfer gegen seinen französischen Konkurrenten Alain Calmat durch.
Überragende Athletin bei den Eisschnelllauf-Wettbewerben war die Russin Lidija Skoblikowa, die alle Konkurrenzen gewann und somit gleich viermal Gold eroberte (500m, 1000m, 1500m, 3000m). Deutsche Athleten kamen bei den Eisschnelllauf-Wettbewerben nicht zu Olympischen Ehren.
Erstmals wurden auch Rodel-Wettbewerbe ins olympische Programm aufgenommen. Diese sollten sich auch gleich als "Domäne der (Ost-) Deutschen" erweisen: Bei den Herren gab es gar einen Dreifach-Erfolg durch Thomas Köhler, Klaus Bonsack und Hans Plenk, bei den Damen einen Doppel-Erfolg durch Ortrun Enderlein und Ilse Geisler. Im Doppelsitzer hingegen ging man leer aus.
Bei den Eishockey-Wettbewerben siegte die Mannschaft der UdSSR vor der CSSR. Dies war der Beginn einer langen Siegesserie der sowjetischen Mannschaft.
Die Anzahl der Entscheidungen nahm gegenüber den Olympischen Winterspielen in Squaw Valley weiter zu; dieses Mal wurden in 34 Wettbewerben Medaillen vergeben. Als Demonstrationssportart wurde (wieder einmal) Eisstockschießen vorgestellt. Die Spiele wurden am 29.01.1964 im Bergisel-Stadion durch Bundespräsident Dr. Adolf Schärf eröffnet und fanden ihren Abschluss mit einer Ansprache des IOC-Präsidenten Avery Brundage am 09.02.1964 im Olympiaeisstadion. Zum ersten Mal nahmen über 1000 Sportler (exakt 1092, darunter 200 Frauen), an Olympischen Winterspielen, verteilt auf 36 Mannschaften, teil. Der Olympische Eid wurde vom Bobsportler Paul Aste (AUT) gesprochen, wobei es nicht mehr "zur Ehre unserer Länder", sondern "zur Ehre unserer Mannschaften" hieß. Letzter Fackelträger des Olympischen Feuers war der alpine Ski-Weltmeister von 1958 Josef "Josl" Rieder.