Olympische Spiele der Neuzeit (Winter)

 

Olympische Winterspiele - Nagano 1998

Zum zweiten Mal nach 1972 (Sapporo) wurden Olympische Winterspiele nach Japan vergeben. Innerhalb des Japanischen Olympischen Komitees setzte sich Nagano zunächst gegen die weiteren Interessenten Yamagata, Morioka und Asahikawa durch. Auf der IOC-Session am 15.06.1991 musste sich Nagano dann vor allem mit Salt Lake City (USA) auseinandersetzen. Dass die IOC-Delegierten vor allem aus monetären Gründen häufig US-Bewerber (so auch z.B. 1996 Atlanta) bevorzugten, war bekannt. Dennoch gelang es Nagano, im 4. Stechen mit 46:42 Stimmen Salt Lake City hinter sich zu lassen.

Erstmals war die National Hockey League (NHL) bereit, während der Spiele die nordamerikanische Meisterschaft der Profis zu unterbrechen - eine Entscheidung, die den Stellenwert des Eishockey-Turniers natürlich erheblich anhob. Erstmals konnten NHL-Cracks wie Wayne Gretzky oder Theoren Fleury, um nur einige zu nennen, an einem Olympischen Eishockeyturnier teilnehmen. Hochfavorisiert gingen deshalb natürlich die Kanadier und auch die US-Boys in die Wettbewerbe. Dementsprechend zählten beide Teams nach Ende der Spiele auch zu den großen Enttäuschungen: Während die USA noch nicht einmal das Halbfinale erreichten, kamen die kanadischen Superstars auf einen indiskutablen 4. Platz. Sieger wurde überraschend Tschechien vor Russland und Finnland. Auch diese Teams griffen auf NHL-Profis zurück (bei Tschechien spielten beispielsweise Dominik Hasek, Jaromir Jagr oder Petr Svoboda), aber favorisiert waren diese Teams sicherlich nicht.

Die deutschen alpinen Skifahrer demonstrierten auch in Nagano wieder ihre Zugehörigkeit zur absoluten Weltklasse. Dies gilt jedoch nur für die Damen, denn die Herren hatten sich nach dem Rücktritt von Doppel-Olympiasieger Markus Wasmeier längst aus der (sogar erweiterten) Weltklasse verabschiedet und spielten in Nagano keine Rolle. Dafür hielt sich Österreich mit Superstar Hermann Maier, der sich die Goldmedaillen im Riesenslalom und Super G sicherte, schadlos. Den Abfahrtslauf gewann etwas überraschend der Franzose Jean Luc Cretier. Die deutschen Damen holten drei von fünf möglichen Goldmedaillen. Katja Seizinger siegte in der Abfahrt und auch in der alpinen Kombination, obwohl der Slalom nicht gerade zu den Paradedisziplinen der ansonsten perfekten Skifahrerin zählte. Bei der alpinen Kombination gelang der deutschen Mannschaft der totale Triumph, denn hinter Katja Seizinger kamen Martina Ertl und Hilde Gerg auf die Plätze. Den Slalom gewann Hilde Gerg, die sich gegen die italienische Riesenslalom-Olympiasiegerin Deborah Compagnoni durchsetzte.

Überragender Athlet bei den Skilanglauf-Konkurrenzen war, wie schon in Lillehammer 1994, der Norweger Björn Dählie, welcher seiner Medaillensammlung drei weitere Goldmedaillen (10km, 50km, 4x10km) hinzufügen konnte. Beim Staffelrennen bekam die norwegische Staffel Gelegenheit, Revanche gegen die Italiener für Lillehammer 1994 zu nehmen. Erneut war es eine Millimeterentscheidung, doch dieses Mal setzte sich der norwegische Schlussläufer Thomas Alsgaard gegen den Italiener Silvio Fauner um 2/10-Sekunden durch.

Bei den Skisprung-Konkurrenzen war die deutsche Mannschaft nicht so erfolgreich wie 1994, aber Jens Weißflog hatte auch zwischenzeitlich seine Karriere beendet. Immerhin reichte es jedoch im Mannschaftswettbewerb zu Silber hinter Japan.

Wie gewohnt erfolgreich schnitten wieder einmal die deutschen Biathleten ab. Sowohl bei den Damen als auch bei den Herren konnten die Staffelwettbewerbe gewonnen werden. Hinzu kamen bei den Damen weitere drei Medaillen in den Einzelkonkurrenzen (1xSilber, 1xBronze durch Uschi Disl, 1xBronze durch Katrin Apel).

Bei den Eisschnelllauf-Wettbewerben präsentierte sich Leitfigur Gunda Niemann-Stirnemann sowohl physisch als auch psychisch in wesentlich besserer Verfassung als noch vier Jahre zuvor. Sie siegte über 3000m und holte sich Silber über 1500m. In ihrer Paradedisziplin 5000m musste sie jedoch erneut der Berlinerin Claudia Pechstein den Vortritt lassen und sich mit einer weiteren Silbermedaille begnügen. Über 3000m gab es den totalen deutschen Triumph, denn hinter Niemann-Stirnemann belegten Claudia Pechstein und die junge Bayerin Anni Friesinger die Plätze.

Die Rodel-Wettbewerbe wurden dieses Mal ausschließlich von den deutschen Athleten dominiert. "Tiefstapler" Georg Hackl sicherte sich bei den Herren seine dritte Goldmedaille hintereinander, die Damen-Konkurrenz gewann Silke Kraushaar vor Barbara Niedernhuber und bei den Doppelsitzern verabschiedeten sich die Ex-DDRler Stefan Krauße/Jan Behrendt mit einer Goldmedaille in den wohlverdienten Ruhestand.

Beim Bobsport holte Christoph Langen im Zweier Bronze mit seinem Anschieber Markus Zimmermann, im Viererbob konnte er gar Harald Czudaj, der in Lillehammer 1994 erfolgreich war, als Olympiasieger ablösen.

Das olympische Programm bei den Winterspielen wurde weiter aufgebläht. So standen erstmals auch Wettbewerbe im Curling und Snowboard auf dem Programm. Vor allem letztgenannte Sportart ist und war nicht jedermanns Sache.

An den Olympischen Spielen 1998 in Nagano nahmen insgesamt 2176 Sportler, darunter 788 Damen, aus 72 Nationen teil. Die Zahl der Wettbewerbe erhöhte sich gegenüber Lillehammer 1994 auf 68. Die Spiele wurden am 07.02.1998 im Minami Nagano Sports Park von Kaiser Akihito feierlich eröffnet und fanden ihren Abschluss am 22.02.1998, wiederum im Minami Nagano Sports Park, mit einer Rede vom IOC-Präsidenten Juan Antonio Samaranch.

Sprecher des Olympischen Eides war für die Sportler der nordische Kombinierer Kenji Ogiwara, für die Kampfrichter Junko Hiramatsu (Eiskunstlaufen). Als letzte Fackelträgerin für die olympische Flamme wurde die Eiskunstläuferin Midori Ito auserkoren.

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