Olympische
Spiele
Sydney 2000
Doping - ein Thema oder das Thema dieser Olympischen Spiele
Vor und während der Tage der Olympischen Spiele in Sydney begegnete einem in der Presselandschaft immer wieder ein Thema - Doping. Was ist Doping ? In einem Lexikon haben wir dafür folgende Definition gefunden: "Unerlaubte Steigerung der Leistungsfähigkeit durch Zuführung von Analgetika, Narkotika, Stimulantia, Anabolika u.a., nachgewiesen durch Dopingkontrollen (Urinuntersuchungen), die bei wichtigen Wettbewerben stichprobenartig durchgeführt werden. Verstöße werden in der Regel mit Wettkampfsperren geahndet."
Begriffe wie Testosteron und Nandrolon, für den Laien vor Jahren noch Fremdwörter, gehen nun fast jedem wie selbstverständlich über die Lippen. Diese Art der unerlaubten Leistungssteigerung wird vor allem in Sportarten angewendet, wo es auf Schnellkraft ankommt, so z.B. beim Gewichtheben und in einigen Disziplinen der Leichtathletik.
Die Crux der ganzen Geschichte liegt darin, dass sich bestimmte Dopingmittel auch durch Kontrollen nicht nachweisen lassen, so z.B. die Hormonsubstanzen und Steroide. Insgesamt, so beläuft sich eine Schätzung, soll es 60 - 70 Substanzen geben, die auch bei Kontrollen nicht zu Tage treten. Angesichts dieser Tatsache scheint die Bekämpfung der Dopingproblematik ein Hase-Igel-Spiel zu sein. Ausgang: Der Dumme wird erwischt, der Clevere nicht.
Zum ersten Mal wurden in Sydney Epo-Tests durchgeführt. Dies wurde bereits vor den Spielen angekündigt und versetzte einige Nationen vermutlich in helle Aufregung. Wie ist es sonst zu erklären, dass China bereits 40 gemeldete Athleten gar nicht nach Sydney geschickt hat? Auch Deutschland hatte seinen Problemfall Dieter Baumann. Der "unabhängige" Rechtsausschuss des DLV hatte Dieter Baumann freigesprochen, der DLV hat ihn zur Nominierung für Sydney dem NOK vorgeschlagen und das NOK hat ihn nominiert. Während der Spiele in Sydney fällte der Leichtathletik-Weltverband IAAF die Entscheidung, dass Dieter Baumann für zwei Jahre gesperrt wird und in Sydney nicht starten darf. In dieser Sache hat sich der DLV sicherlich nicht mit Ruhm begleckert, zumal er in anderen Fällen (Katrin Krabbe, Grit Breuer, Susen Tiedtke, Uta Pippig) wesentlich rigoroser vorgegangen ist.
Die Spiele in Sydney begannen und gleich war Doping wieder ein Thema. Zunächst wurde der rumänische Gewichtheber und Olympiamedaillengewinner von 1996 Traihan Ciharean und zwei weitere rumänische Gewichtheber positiv getestet. Zunächst wollte man die gesamte rum. Gewichthebermannschaft nach Hause schicken, doch diese Entscheidung wurde wieder zurückgenommen. Dann zogen die Bulgaren nach: In schöner Regelmäßigkeit mussten die Gewichtheber Ivan Ivanov, Sewdalin Mintschev und Isabella Dragneva ihre bereits gewonnenen Medaillen wieder zurückgeben. Andere Gewichtheber rückten nach. Ob alle Nachrücker sauber sind bzw. waren, darf bezweifelt werden, doch solange nichts gegenteiliges bewiesen ist, gilt die Unschuldstheorie. Das bulgarische Gewichtheberteam wurde von den Wettkämpfen ausgeschlossen.
In der 2. Woche erschütterte eine Meldung über Cottrell J. Hunter, Kugelstoß-Weltmeister und Ehemann von Marion Jones, die Gazetten. CJ Hunter hatte seine Teilnahme bereits vorher, angeblich aus Verletzungsgründen, abgesagt. Nun wurde bekannt, dass CJ Hunter seit Juli 4x positiv getestet worden ist. In einer eigens dafür einberufenen Pressekonferenz, an der auch Marion Jones teilnahm, teilte Frau Jones mit, dass sie von allem nichts gewusst habe und zu ihrem Mann stehe.
Danach erwischte es die rumänische Kunstturnerin Andreea Raducan, 14 Jahre alt. Sie bekam vom Mannschaftsarzt wegen einer Erkältung Aspirin-Tabletten verschrieben und hat diese auch eingenommen, nicht wissend, dass diese Tabletten das auf der Dopingliste stehende Mittel Pseudoephetrin enthalten. Raducan musste ihre Goldmedaille für ihren Titel im Mehrkampf-Einzel zurückgeben, durfte jedoch ihre Medaillen, die sie mit der Mannschaft und beim Pferdsprung gewonnen hatte, behalten. Andreea Raducan war jedoch im Vergleich zu den anderen Dopingsündern kein Täter, sondern Opfer. Der Präsident des rumänischen NOK Ion Tiriac hatte vor den Spielen erklärt, dass jeder rum. Athlet, der in Sydney des Dopings überführt wird, lebenslang gesperrt wird. Diese Regel hätte er konsequenterweise auch auf die "unschuldige" Andreea Raducan anwenden müssen. Tiriac zog seine Konsequenzen und trat zurück.
Vor der Qualifikation für das Hammerwurffinale der Damen sorgte abermals eine rumänische Sportlerin für Schlagzeilen. Die seit einigen Jahren ungeschlagene Mihaela Melinte durfte nicht antreten, da auch sie positiv getestet wurde. Melinte war bereits im Stadion und bereitete sich auf die Qualifikation vor, als ihr die Nachricht übermittelt wurde. Zu Tränen gerührt vor Enttäuschung und Wut versank sie im Boden.
Kurios war der Vorfall um den bulgarischen Kanuten Petar Merkov, der später zwei Silbermedaillen gewinnen sollte. Der bulgarische Verband hatte Merkov in einem nationalen Rennen vor der Olympiade positiv getestet, das Ergebnis dieser Probe(n) jedoch nicht an den Weltverband weiter gegeben. Konsequenz: Merkov durfte starten. Mit diesem Vorfall erhält das Gerücht neue Nahrung, dass bestimmte Verbände bestimmter Nationen Doping sogar unterstützen.
Am Schlusstag wurde schließlich noch bekanntgegeben, dass auch der armenische Gewichtheber Aschot Danieljan, der im Superschwergewicht hinter Ronny Weller Platz 3 belegte, positiv getestet wurde und seine Medaille zurückgeben muss. Danieljan war einer von 9 Dopingfälle, die während der Olympiade in Sydney aufgedeckt wurden, so viel wie nie zuvor.
Im Schwimmen wurden 15 neue Weltrekorde aufgestellt. Dopinggerüchte um Inge de Bruijn, Pieter van den Hoogenband und Ian Thorpe wurden einige gestreut, aber bewiesen wurde nichts. Somit gilt auch bei diesen Sportlern die Unschuldstheorie.
Bemerkenswert auch, wie z.B. ein Land wie Griechenland vor allem in Sportarten, wo es auf Schnellkarft ankommt (Leichtathletik-Sprint, techn. Disziplinen sowie Gewichtheben), in den letzten Jahren mit Macht an die Spitze gedrängt ist. Aber: Ein griechischer Athlet wurde bisher nicht positiv getetest.
Es darf mit Spannung die Entwicklung in den nächsten Jahren abgewartet werden. Solange nicht wirklich alle Dopingmittel nachgewiesen werden können, ist die Dopingproblematik nicht annähernd in den Griff zu bekommen. Hinzu kommt, dass sehr viele Länder gar keine Interessen haben, die Kontrollen so streng durchzuführen wie sie z.B. in Deutschland durchgeführt werden. Es bleibt abzuwarten, ob die Dopinggeschichte nicht eine "never-ending-story" gibt.