Tour de France
Tour de France
Die Tour de France wird dieses Jahr zum 90. Mal gestartet und hat ihr 100 jähriges Jubiläum. Die Premiere fand 1903 statt. Für uns ist dies Anlass genug, eine Sonderrubrik zu dem bedeutendsten Radrennen der Welt einzurichten und im folgenden einen historischen Abriss über 100 Jahre Tour de France zu geben:
1903 - Zeitungsmacher erfinden die Tour
1893 hatte Henry Desgranges den ersten Stundenweltrekord der Radsportgeschichte
aufgestellt. Auf einem einfachen Rad und holprigem Zement war er 35 Kilometer
weit gefahren!
Zehn Jahre später erfindet Desgranges, mittlerweile Chefredakteur der Zeitung
L`Auto, mit seinem Mitarbeiter Geo Levèfre die Tour de France.
Am 1. Juli 1903, nachts um 2:30 Uhr machen sich die ersten Fahrer nach Zahlung
von 10 Franc Startgeld auf den Weg nach Lyon. Ausgangspunkt für die 60
Unerschrockenen ist die Herberge "Reveille Matin", der Morgenwecker.
Lefèvre fährt mit dem Zug zu den Zwischenstationen und fragt die vorbeikommenden
Fahrer nach ihren Namen, um dann nach Paris den "Stand des Rennens" zu
telegrafieren.
Nach 2.500 km hat der Franzose Maurice Garin die Gabel vorn und freut sich über
5.000,- Franc Preisgeld. Letzter wird Millocheau. Sein Rückstand auf Garin
beträgt fast drei Tage!
1904 - Die linke Tour
Vier Fahrer verschaffen sich durch eine unlautere Zugfahrt einen unerlaubten
Vorteil. Die Vier fliegen auf und werden disqualifiziert. Dadurch gewinnt Henri
Cornet unerwartet die Tour 1904.
1910 - Die Entdeckung der Pyrenaen
Auf ungewohnliche Weise erschließt Alphonse Steines die Pyrenäen für die Tour de
France. Auf dem Programm stehen erstmals die Tour-Legenden Col d'Aspin, Col de
Tourmalet und Col d'Aubisque.
1911 - Das Attentat auf den kleinen Duboc
Der Luxemburger Garrigou gewinnt die Tour 1911. Geführt hatte jedoch lange der
kleine Duboc, ein schmächtiger Fahrer aus Rouen. Ein Attentat verhindert den
Triumph.
1913 - Eine Strafminute für "Le Vieux Galois"
Eugene Christophe, mit 18 Minuten Vorsprung in Führung liegend, erleidet bei der
Abfahrt des Tourmalet einen Gabelbruch und verliert den Gesamtsieg bei der Tour
de France. Eine Strafminute bekommt er außerdem noch.
1919 - Das Gelbe Trikot wird eingeführt
Tourvater Desgranges hatte die Idee, den Leuten am Straßenrande den Führenden in
der Gesamtwertung kenntlich zu machen. Dabei war die Auswahl der Trikotfarbe
nicht an das gelbe Papier der Zeitung von Desgranges " L'Auto" angelehnt.
Aufzeichnungen in den Archiven beweisen, dass der Mangel der Nachkriegsjahre die
Farbe bestimmte. Desgranges hatte in Paris eine Auswahl von einfarbigen,
möglichst grellen Trikots bestellt. Aber das Angebot war so gering, dass
lediglich ein knallgelbes Jersey den Tourpulk am 19. Juli in Grenoble erreichte.
Einen Tag später kam es zum Einsatz.
Der Sonntagsanzug der Tour war geboren und sein erster Inhaber, Eugene
Christophe einer der größten Pechvogel der Tour.
1924 - Sträflinge der Landstraße
Das franzosische Brüderpaar Henry und Francis Pelissier lehnt sich gegen die
Tourorganisatoren auf und inspiriert den Journalisten Albert Londres zu dessen
legendären Artikel "Die Sträflinge der Landstraße".
1926 - Die Mammut-Tour
Die 20er-Jahre fallen durch unglaublich lange Distanzen auf. Den Vogel schießt
dabei die Tour 1926 ab. Mit 5745 km geht sie als längste Tour de France in die
Geschichte ein.
1932 - Kurt Stöpel verliert die Tour an einem Tag
Kurt Stöpel ist der erste Deutsche, der das Gelbe Trikot erobert. Auf der
dritten Etappe verliert Stöpel unter tragischen Umständen die Tour, wird aber
immerhin noch Gesamt-Zweiter.
1934 - Debut des Zeitfahrens
Erstmals findet 1934 ein Einzel-Zeitfahren statt. Die Distanz von 80 Kilometern
ist nach heutigen Gesichtspunkten sehr lang.
1937 - Technischer Fortschritt
Die Gangschaltung wird allgemein eingeführt. Im Jahre 1911 hatte jedoch bereits
der Franzose Stephanois Panel mit einer solchen Mechanik experimentiert.
1947 - Der Sieger ohne Trikot
Sieger dieser Tour wird der Bretone Jean Robic. Er hatte während des Rennens nie
das Gelbe Trikot inne und greift erst 140 Kilometer vor Paris an - genauso
überraschend wie erfolgreich - der bis dahin führende Brambilla wird sogar nur
Dritter.
1950 - Ein Algerier auf Abwegen
Abdelkadar Zaaf gibt unter kuriosen Umständen auf.
1953 - Die amputierte Jubiläumstour
Die 50. Tour de France hat einen Schönheitsfehler. Der Italiener Fausto Coppi
gewann die Tour im Vorjahr derart souverän, dass die Veranstalter ihn in
diesem Jahr nicht einladen. Zu groß ist ihre Angst, das Interesse
an der Tour könne wegen der alles beherrschenden Klasse von Fausto Coppi
nachlassen. Ein "Überfahrer" ist bei der Tour nicht gefragt - heute undenkbar!!
Coppi beweist seine Klasse bei der anschließenden Straßen-WM, die er mit sieben
Minuten Vorsprung gewinnt.
1957 - Die Ära Anquetil beginnt
Jacques Anquetil feierte in diesem Jahr den ersten seiner fünf Toursiege.
Auch wenn der zweite drei Jahre auf sich warten ließ, war er war der erste
Fahrer, der fünfmal ganz oben auf dem Treppchen stand. Aufgrund der Aura von
Achtung und Distanz, die den unterkühlten Normannen umgibt, nennen ihn die
Bauern respektvoll Maitre Jacques. Der schmalwüchsige Anquetil vereint wie
keiner vor und keiner nach ihm stilistische Eleganz mit taktischer Intelligenz.
Die Erfolge des kalkulierenden Kaltblüters, der nie mehr als nötig tut, hatten
etwas unheimliches und brachten ihm den Spitznamen "Rechenmaschine" ein. Am
beeindruckendsten ist sein vierter Gesamtsieg: Vom ersten bis zum letzten Tag
fährt er im "Sonntagsanzug" der Tour - dem Gelben Trikot.
1959 - Der coole Adler
Seit fünf Jahren ist Federico Bahamontes der König der Berge, aber erst in
diesem Jahr gewinnt er die Tour. Nicht die Konkurrenz schlug den Adler von
Toledo in den Jahren zuvor. Er war bis zu diesem Zeitpunkt einfach zufrieden
damit, wenn er die Pyrenäen- und Alpengipfel als erster erreichte. Er wartete
auf seine Konkurrenten, um bei der Abfahrt nicht allein zu sein. Einmal genoss
Bahamontes nebst der schönen Aussicht auch noch ein erfrischendes Eis, ehe er
wie ein Landbriefträger zu Tale rollte.
1969-1974 - Die Ära Eddy Merckx
Nach Jacques Anquetil ist Eddy Merckx der nächste Fahrer, der durch seine
Dominanz die Tour erdrückt. Auch Merckx gewinnt die Tour zwischen 1969 und 1974
fünfmal.
1985 - Das Ende des Despoten
Bernard Hinault gewinnt, wie vor ihm nur Anquetil und Merckx, seine fünfte
Tour de France. Dank gebührt seinem vermutlich bereits stärkeren Helfer Greg
Lemond aus den USA, der gegen das Versprechen, ein Jahr später die Tour gewinnen
zu "dürfen", den ungeduldigen Hinault im Gelben Trikot nach Paris bringt.
Kniebeschwerden hatten zwei Jahre zuvor bereits das Karriereende Hinaults
angekündigt. Als der knorrige Bretone in diesem Jahr, dazu mit gebrochenem
Nasenbein, im Gelben Trikot in Paris über die Ziellinie fährt, feiert ihn die
Stadt wie Napoleon bei seiner Rückkehr von Elba.
1986 - Der amerikanische Traum
Greg Lemond gewinnt als erster Amerikaner die Tour de France. Hinault, der
vom sechsten Tourerfolg träumt, unterstützt ihn nur widerwillig.
1989 - Acht Sekunden entscheiden die Tour
Greg Lemond und Laurent Fignon bestreiten das große Duell um den Gesamtsieg.
Beim abschließenden Zeitfahren verwandelt Lemond einen 50-Sekunden-Rückstand in
acht Sekunden Vorsprung und sorgt damit für die knappste Entscheidung in der
Tourgeschichte.
1991 - Fünf Jahre fur Indurain
Wie Anquetil, Merckx und Hinault gewinnt der Spanier Miguel Indurain die
Tour fünfmal. Einziger Unterschied: Er erringt seine fünf Siege hintereinander.
Im Gegensatz zu den anderen Siegern ist Indurain sehr zurückhaltend und
bescheiden. Er wirkt ausgeglichen und freundlich, ist aber zugleich immer etwas
distanziert. Er gewinnt seine Rennen stets nach dem gleichen Muster: Den bei den
Zeitfahren gewonnenen Vorsprung über das Hochgebirge retten.
1995 - Organisatoren diskriminieren Team Telekom
Der Verantwortliche der Tour de France, Francois Pescheux, ist der
Meinung, dass das Team Telekom keine neun tourtauglichen Fahrer in die Sattel
bringt. Deshalb will er die Mannschaft nicht zur Tour einladen. Das schlechte
Abschneiden beim Giro d`Italia nehmen die Offiziellen als Maßstab. Das Team fuhr
jedoch auf Weisung seines Chefs Walter Godefroot zurückhaltend, um bei der Tour
de France noch alle Trümpfe in der Hand zu haben.
Nach energischen Protesten geht schließlich ein mit drei Fahrern des Teams
ZG-Mobile gemischtes Team ohne gemeinsame Strategie an den Start.
Nicht nur zwei Etappensiege Erik Zabels und die Tatsache, dass das Team Telekom
als Achte im Gesamtklassement 13 Mannschaften hinter sich lassen, strafen die
Veranstalter Lügen. Die beiden folgenden Jahre sollten den Organisatoren die
Schamesröte ins Gesicht treiben.
1996 - Bjarne Riis beendet die Ära Indurain
Mit Bjarne Riis gewinnt zum ersten Mal ein Fahrer aus Dänemark die Tour de
France. Riis, der dem Team Deutsche Telekom angehört, beendet damit die Ära
Indurain. Mit Jan Ullrich gewinnt ein junger Deutscher das Zeitfahren von
Bordeaux nach St. Emilion und wird überraschend Zweiter in der Gesamtwertung.
Wie einige Jahre zuvor bereits bei der Konstellation Bernard Hinault - Greg
Lemond, schien es auch in diesem Jahr, dass Ulrich eigentlich stärker als sein
Teamgefährte Bjarne Riis sei, aber Ulrich musste seinem Kapitän Bjarne Riis zum
Sieg verhelfen.
1997 - Jan Ullrich gewinnt als erster Deutscher die Tour
Als sich herausstellt, dass Riis, der in einen Massensturz verwickelt ist
und gesundheitliche Probleme hat, den Toursieg nicht verteidigen kann, nimmt Jan
Ullrich das Herz in die Hand. Mit beeindruckenden Auftritten in Andorra und beim
Zeitfahren in St. Etienne legt Ullrich den Grundstein für ein historisches
Ereignis: Den ersten deutschen Erfolg in 84 Jahren Tour de France-Geschichte.
1998 - Marco Pantani zieht Jan Ullrich den Zahn
Auch im Jahre 1998 war Jan Ullrich der Favorit, musste jedoch im Laufe der
Tour, speziell in den Bergen erkennen, dass er mit Marco Pantani einen Gegner
hatte, mit dem er nicht standhalten konnte. Vor allem mit seinen ständigen
Tempowechseln in den Bergetappen kam Ullrich nicht zurecht. Die 15. Etappe von
Grenoble nach Les Deux Alpes wurde Ullrich zum Verhängnis, zumal auf dieser
Etappe auch noch schlechtes Wetter, also alles andere als Jan Ullrich-Wetter,
vorherrschte. Marco Pantani gewann die Etappe und fuhr einen deutlichen
Vorsprung auf Jan Ullrich heraus. Dieser Vorsprung war ausschlaggebend dafür,
dass der Tour-Sieger 1998 Marco Pantani hieß.
1999-2002
Die Jahre 1999 wurden von einem Fahrer dominiert, den man eigentlich schon
abgeschrieben hatte - Lance Armstrong. Der Krebs hatte seinen Körper geschwächt,
die Überlebenschancen nach der Diagnose im Jahre 1996 waren minimal. Doch Lance
Armstrong kämpfte, besiegte den Krebs, kam zurück und war stärker denn je.
Keiner konnte Lance Armstrong in den Jahren 1999 - 2002 auch nur annähernd das
Wasser reichen. Vier Toursiege in Folge waren die logische Konsequenz
2003
In diesem Jahr feiert die Tour de France ihr 100 jähriges Jubiläum.
Herzlichen Glückwunsch!!