Chronik des Ringens |
Ringen
Chronik des Ringens (Teil 3 800 v.Chr. bis zum Jahre 0 unserer Zeitrechnung)
776 v. Chr. Spiele in Olympia zu Ehren des Zeus. Zunächst nur Laufwettbewerbe.
708 v. Chr. Die Spiele zu Ehren des Zeus dauerten fünf Tage. Am zweiten Tag wurde der Pentathlon (Fünfkampf) und am vierten Tag der Ringkampf in Olympia ausgetragen. Sieger wurden Lamis und Eurybatos von Sparta. Die fünfte und abschließende Disziplin im Pentathlon war das Ringen. Die Teilnehmer mussten das 18. Lebensjahr vollendet haben.
Wer Diskuswurf, Weitsprung, Speerwurf und Lauf erfolgreich überstehen wollte, musste schnell, gewandt und kräftig sein. Die Fünfkämpfer hatten die am besten ausgebildeten Körper und genossen deshalb ein hohes Ansehen. Aristoteles und Sokrates bezeichneten die Pentathleten als die "schönsten Männer". Nur schlanke und kräftige Athleten durften somit zum Ringkampf antreten. Sieger war, wer den Gegner dreimal zu Boden zwang. Geschah dies gleichzeitig, musste ein Unparteiischer eine Entscheidung fällen, wer die gewinnbringende Aktion begonnen hatte. Einer der berühmtesten Ringer der Griechen wurde Aptotos genannt, das heißt "Einer, der nie gefallen ist". Da man den Gegner bewusst zum Kniefall zwang, gibt es noch immer das weitläufige Sprichwort für den Unterlegenen: "Er wurde in die Knie gezwungen".
Um sich vor der glühenden Sonne zu schützen, wurde der nackte Körper mit Öl eingerieben. Damit man den eingeölten Kontrahenten besser in den Griff bekam, mussten sich beide Ringer selbst mit Sand bewerfen. Die gutgebauten und von der Sonne stets braungebrannten Athleten der Antike regten viele Künstler zu Skulpturen an.
Ein Olympiasieger hatte für Lebzeiten ausgesorgt. Er brauchte nie mehr Steuern zu zahlen und wurde in vielen Städten kostenlos verpflegt. Neben Sach- und Geldgeschenken (5 Talente oder 22.500 DM) erhielt er noch auf Dauer einen Ehrenzuschauerplatz im Theater.
Der Ringkampf war die volkstümlichste Sportart und gehörte zur Erziehung der männlichen Jugend zwischen dem siebten und 14. Lebensjahr. Die Ausbildung in den privaten Bildungsstätten war jedoch nur der privilegierten, sozial höher gestellten Bevölkerungsschicht mit dem Ziel vollkommener Körperbildung vorbehalten. Der zentrale Ort des Ringkampfgeschehens war ein quadratischer, offener Hof, Palästra genannt, dessen Boden mit Sand bedeckt war. Die Palästra wurde umgeben von Bädern, Schwitzbädern und Räumen für die Aufwärmarbeit sowie für das Einölen.
Schutzpatron und Gott der Ringer war Herakles. Halbgott Theseus soll nach der griechischen Mythologie die Ringkunst erfunden haben. Zum pädagogischen Zweck kam bei der Ringkampferziehung natürlich als wichtiger Nebenaspekt auch die körperliche Fitness der Soldaten, sowie deren Fähigkeit, auch nach dem Verlust der Waffen weiterkämpfen zu können, hinzu. Wie schon bei den Ägyptern gehörte zur militärischen Grundausbildung der griechischen Soldaten auch der Ringkampf.
Nachdem bei den griechischen Vasenmalereien immer nur der Standkampf mit Fassen am Oberkörper gezeigt wurde, vermutete man lange, dass der klassische Ringkampf ohne jegliche Beinarbeit stattfand. Dies war jedoch ein großer Irrtum. Der griechische Dichter Homer beschrieb schon ca. 700 v. Chr. im Heldenepos Ilias, dass der listenreiche Odysseus im freundschaftlichen Zweikampf gegen Ajax bei seinem ersten umstrittenen Niederwurf dem Kontrahenten ein Bein stellte und somit beim Wettkampf in Führung gehen konnte. Der klassische Ringkampf war deshalb der Freistilringkampf im Stand und nicht der wesentlich später von Westeuropäern erfundene griechisch-römische Ringkampf.
648 v. Chr. Allkampf (Pankration), eine Verbindung von Ring- und Faustkampf wird eingeführt.
632 v. Chr. Die Knabenklasse (bis 16 Jahre) wurde bei den Olympischen Spielen im Ringkampf zugelassen. Eine weitere nichtolympische Klasse war die Altersklasse von 16 bis 20 Jahren.
560 v. Chr. Pythagoras gehörte zu den erfolgreichsten Ringern Griechenlands
540 v. Chr. Milon von Kroton hielt sich zur Blütezeit der Olympischen Spiele im Ringkampf 30 Jahre an der Spitze. 540 v. Chr. siegte er erstmalig im Ringkampf der Knaben. Als Mann soll er einen vierjährigen Ochsen rund um die Laufbahn des Stadions getragen haben und ihn anschließend vor dem Publikum mit einem Faustschlag getötet haben. Unglaublich gilt die Schilderung, dass er täglich 17 Pfund Fleisch, 17 Pfund Brot und 10 Liter Wein verzehrt haben soll. Dies entspräche 50.000 Kalorien und fällt wohl unter die Abteilung "übertriebene Anekdoten". Bis 516 wurde er noch fünfmal Olympiasieger. Erst 512 vor unserer Zeitrechnung gab der inzwischen 45jährige nach einem langen Kampf gegen Timasitheos aus Kroton erschöpft auf und der Ölzweig des Siegers ging an den jüngeren Kontrahenten. Milon hatte noch sechsmal bei den Pyhitschen (zu Ehren Apollons in Delphi), zehnmal bei den Isthmischen (zu Ehren Poseidons bei Korinth) und neumal bei den Nemeischen Spielen (zu Ehren Zeus) gesiegt. In Delphi gab es übrigens einen Lorbeerkranz. Seit jener Zeit ist der Lorbeerkranz ein Zeichen des Sieges und des Ruhmes.
500 v. Chr. In etruskischen Grabkammern (Westitalien) entstehen farblebendige Wandmalerein mit Ringern und Faustkämpfern.
400 v. Chr. Der junge Philosoph Aristokles, genannt Platon (Plato griechisch: der Breite), war ein kräftiger und siegreicher Zweikämpfer in der Ringerarena.
400 v. Chr. Die von Indogermanen abstammenden Kelten tragen ebenfalls Ringkämpfe aus.
365 v. Chr. Platons Schüler Aristoteles erhält am makedonischen Königshof eine Ringerausbildung und erkämpft viele Lorbeerkränze. Der Philosoph wurde Erzieher von Alexander dem Großen.
300 v. Chr. Die Römer unterwerfen die Etrusker und übernehmen von ihnen die Gladiatorenkämpfe.
264 v. Chr. Bei Totenfeiern führen die Römer Zweikämpfe auf Leben und Tod ein. Dies ist vorübergehend der Untergang des Ringkampfes als fairer Sport. Ringen wird zum Schaukampf auf Leben und Tod (panem et circenses), um die Sensationslust zu befriedigen.
200 v. Chr. Germanen tragen Ringkämpfe aus. Bei unseren Vorfahren, den Germanen, wurden oft Kriege und Fehden zwischen den einzelnen Stämmen durch einen Ringkampf entschieden, zu dem die Heerführer sich gegenseitig herausforderten. ( u.a. geschildert im Hildebrandlied, der ältesten deutschen Dichtung ca. 840 n. Chr. )
174 v. Chr. Erstmalig Gladiatorenspiele auch in Griechenland.
108 v. Chr. Unter Kaiser Wu Ti Ringerwettkämpfe in China.
23 v. Chr. Ringkämpfe am Hof von Sainin Tenno in Kioto. Der Sieger Sukane Nomiro wurde anschließend höchster Beamter Japans und durch eine Bildsäule geehrt.