Ski - Weltmeisterschaften 2001 |
Ski-Alpin
Das Resumee der Weltmeisterschaften
Die alpinen Ski-Weltmeisterschaften von St. Anton gingen am 10.02.2001 traditionell mit dem Slalom-Rennen der Herren zu Ende - zum Abschluss konnten noch einmal die Österreicher einen großen Triumph feiern: Ihnen gelang durch den Arlberger Mario Matt und den Pitztaler Benjamin Raich einen Doppelsieg. 50.000 Zuschauer - darunter der russische Staatschef Putin - ließen es sich am Abschlusstag nicht nehmen, die Weltmeisterschaften live mitzuerleben.
Ein Blick auf den Medaillenspiegel zeigt, dass der Gastgeber Österreich die Ski-Weltmeisterschaften mit 3 Gold-, 6 Silber- und 2 Bronzemedaillen dominierte. Dennoch war im österreichischen Lager nicht alles Gold, was glänzte: Nur schwer kam man zu Beginn der Weltmeisterschaften in Tritt, um am Ende doch noch zu einem versöhnlichen Abschluss zu kommen. Der "Überfahrer" Hermann Maier musste sich mit Silber und Bronze zufrieden geben, was in Österreich ein Sturm der Enttäuschung auslöste. Doch all den Enttäuschten sei gesagt, dass auch ein Hermann Maier keine Maschine ist: Bei einem einzigen Rennen, das über Gold, Silber und Bronze entscheidet, und bei einer Sportart, bei der bereits ein kleiner Fehler die Entscheidung bringen kann, gewinnt nicht immer der Beste, sondern derjenige, bei dem an dem einen Tag eben alles stimmt. Dies muss nicht immer der Top-Favorit, sondern kann auch einmal ein Außenseiter wie der Amerikaner Daron Rahlves im Super G sein.
Bei unseren Resumees über andere Großereignisse (z.B. Sydney 2000, Vierschanzentournee) mussten wir teilweise herbe Kritik an den deutschen Sportlern und den verantwortlichen Trainern und Funktionären üben. Von der Ski-WM 2001 aus St. Anton gibt es hingegen nur Positives zu berichten: Vor der WM wäre man mit einer einzigen Medaille bereits hochzufrieden gewesen, denn die deutschen Top-Fahrerinnen waren alles andere als in WM-Form. Hilde Gerg litt noch an den Folgen ihrer schweren und langwierigen Verletzung, Martina Ertl war zu Beginn der Weltcup-Saison in bestechender Form, verletzte sich dann aber ebenfalls und kehrte erst zur WM wieder in das deutsche Skiteam zurück. Von ihr Medaillen zu erwarten, wäre vermessen gewesen. Regina Häusl, Abfahrtsweltcup-Siegerin der vergangenen Saison, fehlte immer noch auf Grund der im letzten Rennen der Weltcup-Saison 1999/2000 erlittenen Schien- und Wadenbeinbruchs.
Die deutschen Herren ließen kurz vor der WM mit Top-Ten-Platzierungen in Garmisch-Partenkirchen (Abfahrt und Super G) zum ersten Mal seit Jahren wieder aufhorchen, doch Medaillen konnte man bei allem Optimismus nicht erwarten.
Soviel zu den Voraussetzungen, die Realität sah dann jedoch für das deutsche Team anders aus: Hilde Gerg feierte ausgerechnet bei den Weltmeisterschaften mit dem Gewinn der Bronzemedaille im Super G ein Comeback in der Weltklasse und untermauerte dieses Comeback auch noch mit einem 5. Platz bei der Abfahrt.
Auf Martina Ertls erstem Auftritt bei der Kombination nach ihrer Verletzung war man gespannt: Optimisten spekulierten eventuell auf Bronze. Diese Spekulation bzw. Hoffnung hatte man auch noch nach der Abfahrt und dem 1. Durchgang im Slalom, den Ertl lag hinter Renate Götschl und der Amerikanerin Lalive auf Platz 3. Im entscheidenden 2. Lauf des Slaloms fuhr Martina Ertl ein furioses Rennen und setzte somit die beiden Führenden unter enormen Druck, dem diese nicht standhalten konnten. Sowohl Götschl als auch Lalive schieden aus. Martina Ertl wurde überraschend Weltmeisterin in der Kombination und plötzlich führte Deutschland für einige Tage in der Medaillenwertung und die deutschen Urlauber waren in dieser Zeit stimmungsmäßig den österreichischen Gastgeber hoch überlegen.
Für die Überraschung aus deutscher Sicht schlechthin sorgte jedoch der Bad Tölzer Florian Eckert in der Abfahrt. Der junge, unbekümmerte, zeitweise frech wirkende versetzte die österreichischen Zuschauer in helle Aufregung: Hannes Trinkl und Hermann Maier wurden bereits als Sieger gefeiert, als Florian Eckert an den Start ging. Den Österreichern stockte der Atem, denn Eckert lag bis zur letzten Zwischenzeit überraschend in Führung. Erst beim letzten Teilstück verlor er Zeit, kam aber mit einem Rückstand von einer knappen halben Sekunde als Drittplatzierter und Gewinner der Bronzemedaille ins Ziel. Ein Riesenerfolg für Florian Eckert, den DSV und vor allem auch für den neuen Trainer Martin Osswald. Durch die Rückkehr von Osswald scheint wieder Bewegung ins deutsche Herrenteam gekommen zu sein, denn neben Eckert erreichte auch noch Max Rauffer einen sehr guten 10. Platz. Osswald war es ja auch, der die Norweger fast in allen Disziplinen in die Weltklasse führte. Mit der Verpflichtung von Osswald scheint dem DSV ein Coup gelungen zu sein, der sich bereits in St. Anton ausgezahlt hat.
Positiv auch das hohe Zuschauerinteresse und die gute Organisation des Veranstalters - vom Slalomrennen der Damen, das teilweise irregulär war, einmal abgesehen. Ein großes Lob auch an die öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalten ARD/ZDF. Endlich wurde einmal wieder der Sport und nicht die Show und Sensationsgier in den Vordergrund gestellt.