Vierschanzentournee |
Resumee der Tournee
Hannawald, Hannawald, Hannawald, Hannawald - nachdem wir bei unserem Resumee im letzten Jahr den Namen Adam Malysz als erstes genannt haben, hat es dieses Jahr niemand anders als Sven Hannawald verdient, gleich viermal an erster Stelle genannt zu werden. Weshalb viermal? Sven Hannawald schaffte etwas unvorstellbares, denn er gewann ausgerechnet bei der Jubiläums-Tournee als erster Skispringer aller Zeiten alle vier Springen einer Tournee. In der Gesamtwertung brachte er es auf einen Vorsprung von 55 Punkten - auch das ist Rekord.
Was musste dieser Sven Hannawald nicht alles durchmachen? Letzte Saison wurde er vorzeitig aus dem Weltcup herausgenommen, die Form stimmte nicht mehr, die Psyche ebenfalls nicht und außerdem hielten sich hartnäckig die Gerüchte, dass Sven Hannawald magersüchtig wäre. Ob letztgenanntes Gerücht tatsächlich der Wahrheit entsprach, sei dahingestellt. Tatsache jedoch war, dass Sven Hannawald ganz unten war und heute, nur knapp 1 Jahr später, auf dem Gipfel seiner Laufbahn im Alter von 27 Jahren angelangt ist. Sven Hannawald ging gestärkt aus der Krise in der letzten Saison hervor - allein dies nötigt jeden Respekt ab. Es bleibt nur zu hoffen, dass die "Sensationspresse" in diesem unserem Lande in den nächsten Wochen nicht alles kaputt macht, denn der Saisonhöhepunkt Olympische Spiele in Salt Lake City steht im Februar 2002 erst noch an. Man sollte Hannawld und Co. sich in Ruhe auf dieses Großereignis vorbereiten lassen und nicht die Vereinnahmung fortsetzen, wie man es bei Martin Schmitt bereits seit Jahren praktiziert.
Martin Schmitt hat die gleichen, wenn nicht sogar noch besseren Voraussetzungen wie Sven Hannawald - allerdings lastete auf ihn ein bisher immens großer und weitaus größerer Druck wie auf Sven Hannawald. Die Schokoladenfirma und der Fernsehsender - wir vermeiden auch dieses Jahr, die Namen zu nennen, zumal sie eh jeder kennt - sind unseres Erachtens in erster Linie mit dafür verantwortlich, dass Martin Schmitt diesem Druck nicht standhalten konnte. Er schien sogar unter diesem für einen jungen Menschen nicht zu bewältigenden Druck zu zerbrechen, doch im Bereich Skisprung hat der DSV mit Bundestrainer Reinhard Heß und Heimtrainer Wolfgang Steiert Leute, die ihr Handwerk verstehen und die Martin Schmitt zumindest wieder in die Nähe der Weltklasse gebracht haben. Ein 5. Platz in Bischofshofen und ein 7. Platz in der Gesamtwertung sind so schlecht nicht, wenngleich ein Martin Schmitt natürlich ganz andere Ansprüche hat. Bleibt zu hoffen, dass ein Sven Hannawald seine Form bis Salt Lake City konservieren und ein Martin Schmitt wieder ähnliche Form wie in den vergangenen Jahren erreichen kann.
Seine Zugehörigkeit zur Weltklasse demonstrierte erneut der junge Stephan Hocke aus Oberhof - ein 10. Platz im Gesamtklassement sind aller Ehren wert. Auch der 15. Platz von Georg Späth hätte vor der Tournee sicherlich niemand für möglich gehalten.
Der eigentliche Tourneefavorit Adam Malysz konnte seine überragende Form nicht halten und musste letztendlich sogar mit einem 4. Platz in der Tourneewertung zufrieden sein. Vielleicht hatte er dasselbe Problem wie Martin Schmitt letztes Jahr, nämlich dass plötzlich wie aus dem Nichts ein Überflieger namens Sven Hannawald kam und er damit nicht fertig wurde, dass ein Springer da war, der noch bessere Leistungen brachte.
Wie auch im vergangenen Jahr waren alle Springen so gut wie ausverkauft. Skispringen ist nach wie vor ein Sport, der in ist und boomt. Es ist schon faszinierend, welche Leistungen die Skispringer bringen müssen, um solche Weiten zu erzielen. Man sollte aber nicht nur die Leistungen der Topathleten würdigen, an sich muss man allen Skispringern Respekt zollen, denn wer von uns würde es sich zutrauen, von einer solchen Schanze wie in Oberstdorf, Garmisch-Partenkirchen, Innsbruck oder Bischofshofen herunterzuspringen?